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Türkei auf die Schnelle



 

20. Oktober 2010 - Nikolaus

von Anke Krause
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Es hat die ganze Nacht geregnet und sieht es nicht so aus, als würde sich das im Laufe des Tages ändern. Die Restaurant-Terrasse wird notdürftig mit Sonnenschirmen trocken gehalten, auf dem Weg zum Büffet wird man jedes Mal nass. Man überlegt sich also genau, ob man nicht Joghurt-Schale, Brotteller und Kaffeetasse gleichzeitig tragen kann, um einen Gang zu sparen. Heute liegt auf dem Frühstückstisch eine Hibiskusblüte. Dem Kind ist das Ganze allmählich peinlich, der andere Kellner steht dabei und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Zum Glück müssen wir schnell weg, um 9.00 Uhr holt uns der Ausflugsbus ab. Wie es der Zufall will, haben auch unsere sächsischen Bekannten diesen Ausflug gebucht uns so sitzen wir gleich zu fünft zusammen im Bus und harren der Dinge, die da kommen. Der Reiseleiter ist diesmal ein älterer Herr, der, soweit man das verstehen kann, ganz nett erzählt und auch singt. Sein Lieblingsthema ist offensichtlich der Gemüseanbau in de Region, denn mindestens 10mal unterstreicht er seine Ausführungen durch die nachdrückliche Aufzählung „Tomaten, Gurken, Auberginen, Salat, Zucchini“. Nach einer halben Stunde die erste Pause im Gebirge. Von Fotostopp kann keine Rede sein, der Regen hat zwar aufgehört, aber die Wolken hängen noch so tief in den Bergen, dass die Sicht gleich null ist. Dafür ist hier mitten im Nichts ein großer Souvenir-Laden mit Tee- und Saft-Ausschank. Wir nutzen die Zeit zum Ausprobieren sämtlicher angebotenen Kopfbedeckungen, was den einen oder anderen Lachanfall hervorruft. Im Gegensatz zur Goldfabrik in Antalya ist das Personal hier wirklich freundlich, wir werden völlig in Ruhe gelassen und können uns ungestört umsehen. Darüber, dass wir am Ende nichts gekauft haben, scheint auch niemand böse zu sein.
Weiter geht es zu den Felsengräbern von Myra und dem benachbarten Amphitheater. Als wir aus dem Bus steigen, trifft uns der Schlag. Dass es hier so warm sein würde, hat uns niemand gesagt. Nun sind wir für den Rest des Tages viel zu warm angezogen. Aber nicht zu ändern, das ist jetzt so. Nachdem wir in diesem Jahr schon minoische, römische und etruskische Trümmer besichtigt haben, kommen jetzt noch lykische dazu. Meine ehrliche Meinung? Eindrucksvoll, aber um da Unterschiede zu sehen, bin ich wohl zu sehr Kunstbanause – Trümmer ist Trümmer. Nächstes Ziel: die Kirche des heiligen Nikolaus. Ziemlich alt und ziemlich überfüllt. Ein einziges Schieben und Drängen, aber man hat sie jetzt mal gesehen. So ist es nicht schlimm, dass der Bus schon bald weiter fährt in Richtung Kekova. Über atemberaubende Küstenstraßen geht es, vorbei zwischen kleinen Buchten und hohen Bergen. In der Zwischenzeit hören wir wieder etwas von „Tomaten, Gurken, Auberginen, Salat, Zucchini“. Unwesentlich früher als zwei Tage zuvor betreten wir schließlich ein Restaurant direkt am Meer, in dem für uns ein MITTAGESSEN vorbereitet ist. Tomaten, Gurken, Auberginen, Salat, Zucchini. Eben alles aus der Region! Hier hat auch niemand ein Problem damit, sich etwas zu trinken zu bestellen. Das heutige Highlight ist die Bootstour zur versunkenen Stadt Kekova. Wir legen ab und fahren vorbei an malerischen Orten, kleinen Inseln, Fischerbooten, Freizeitseglern. Irgendwann wird der Glasboden des Boots freigelegt und man kann auch ein paar unterirdische Trümmer begutachten. Die oberirdischen Reste der Stadt sind allerdings deutlicher zu erkennen. Und überhaupt – besser als die Trümmer gefällt uns allen bei Weitem die Landschaft. Nach einer halben Stunde ist die Bootsfahrt beendet und wir steigen wieder in unseren Bus. Zurück geht es wieder vorbei an endlosen Gewächshäusern mit „Tomaten, Gurken, Auberginen, Salat, Zucchini“ und an dem Souvenir-Laden vom Vormittag, wo wir wieder anhalten und noch schnell einen Granatapfelsaft trinken. Pünktlich zum Abendessen sind wir dann wieder im Hotel, mit großer Freude machen wir uns über das Kartoffelgulasch her.
Den Rest des Abends verbringen wir zu fünft in einer Strandbar, wo uns Ali aus Berlin, der jetzt als Rentner in Kemer Bootstouren veranstaltet, endlos volltextet.
Alle Befürchtungen umsonst, diesmal kein Touristen-Nepp, es war ein schöner Tag!

Zuletzt geändert: Nov 05 2010

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von am um
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