Dieses Wörterbuch enthält ausgewählte rheinische, plattdeutsche, ruhrgebietsdeutsche und andere regionale Ausdrücke, die sich in unser tägliches Familien-Deutsch eingeschlichen haben und über die niemand mehr nachdenkt.
Natürlich könnte man auch nachschlagen unter
Rheinisch
oder
Plattdeutsch
oder
Ruhrgebietssprache
Aber so einfach ist das nicht. Erstens verstehen wir davon das meiste selbst nicht. Und zweitens haben einige Begriffe bei uns eine ganz eigene Bedeutung bekommen, so dass man nie sicher sein kann, dass wir auch wirklich das meinen, was andere vielleicht darunter verstehen.
Und nicht zu vergessen: die vielen Eigen-Kreationen, die ohnehin in keinem noch so klugen Lexikon stehen
Darum hier also das ganz persönliche Krause-Lexikon.
Für Erweiterungs- und Verbesserungsvorschläge habe ich jederzeit ein offenes Ohr.
Und zur besseren Übersicht: Die aktuellsten Beiträge sind in dieser schicken Trendfarbe gekennzeichnet.
Und zum schnelleren Finden:
A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K - P |
R - Z |
abdackeln | weggehen, sich verziehen |
abklabastern | der Besuch vieler Geschäfte (auch Behörden oder sonstige Einrichtungen) hintereinander, um ein wie auch immer geartetes Ziel zu erreichen ("Ich musste zwanzig Läden abklabastern, bis ich endlich hatte, was ich wollte") |
Amarage (oder Amaraasch ?) | Gepäck, meistens ziemlich viel. ("Wo willze denn mitter ganzen Amarage hin?") |
angeschreut | angebrannt, wenn es gekochtes / gebratenes Essen betrifft; aber auch z.B. verwendet für den Zustand von zahlreichen Pullover- oder Blusen-Ärmeln, die beim Hantieren am Esstisch mit Vorliebe in Kerzenflammen gehalten werden |
anranzen | anblaffen, anschnauzen |
Anrufantbeworter | schon eins der schwierigeren Wörter beim Sprechenlernen, den Silbendreher haben wir bis heute beibehalten |
anstramölen |
aufbrezeln, sich ausgehfein machen |
antitschen | anstoßen, leicht berühren. Kann ggf, zu einer Blötsche im Auto führen oder auch nur die erste Aktion beim Pellen eines Frühstückseis sein. |
Apparillo | technisches Gerät (was für eins, ist egal) von erheblicher Größe |
asten | schwer arbeiten ("da habbich mir ein' abgeastet und du hass nur gekuckt") |
auf Jück | unterwegs, vor allem zu Vergnügungszwecken; arbeitsbedingte Abwesenheit würde man eher nicht so titulieren |
auf Kralle | Ernährungsform, die auch bei uns gelegentlich vorkommt. Man kauft sich unterwegs etwas an einem Imbiss oder einer sonstigen Einrichtung und isst es MTV, eben "auf Kralle". Die trinkbare Form ist "Coffee to go", was bei uns aber eher belächelt wird... |
aufkriegen | in verschiedenen Varianten genutzt: "ich krich die Tür nich auf"(= es gelingt mir nicht die Tür zu öffnen), "ich krieg mein Essen nicht auf" (= "die Portion ist mir zu groß") |
Bändsel | gern gebrauchte Verniedlichungsform von Band, Schnur, Kordel; auch verwendet für Schnürsenkel |
bästern | hektisch laufen ("ich musste erst durche ganze Stadt bästern, bevor ich hatte, wattich wollte") |
Bagage | Familie oder andere größere Menschengruppe "Da kamense mitter ganzen Bagage an und wollten watt zu essen haben" |
Bangbüx | Angsthase |
Begeisterungsgemüse | Schnittblumengebinde der geschmacklosesten Art. Nicht, dass ich generell was gegen Blumensträuße hätte, aber doch nicht solche! |
belatschern | der Versuch, jmd. von etwas zu überzeugen oder einfach pausenlos auf jmd. einreden, meistens auf ziemlich nervtötende Art und Weise |
beömmeln | "da könntich mich beömmeln" bedeutet in etwa "das ist so lustig, dass ich längere Zeit anhaltend darüber lachen könnte" |
beppig | schlaff, gummiartig, z.B. frische Brötchen, die in einer Plastiktüte vergessen werden |
Bert-Kekse | Keks-Sorte, die ich bisher nur in Estland gegessen habe. Heißen deshalb so, weil unser Kajak-Guide Bert (unter anderem) solche Kekse als Proviant besorgt hatte. Nicht zu verwechseln mit Ost-Keksen und West-Keksen |
betuppen | könnte man auch als betrügen bezeichnen, da aber vorwiegend beim Spielen benutzt, eher mit beschummeln zu übersetzen |
Blaagen | Kinder (gleichbedeutend mit Pänz) |
Blötsch, auch Blötsche | Beule am Kopf, aber auch z.B. am Auto. Dort etwas heftiger als Dötsch |
Botanik | nicht nur die Wissenschaft, sondern mehr eine Ortsangabe. Kann überall sein "Da hatter sein Müll eimfach inne Botanik geschmissen". |
bräsig | durch nichts aus der Ruhe zu bringen (z.B. der beleibte ältere Herr, der in der Bahn den letzten Sitzplatz belegt und die beiden hochschwangeren Frauen gekonnt ignoriert), aber nicht nur negativ, auch gebraucht für kleine Kinder, die es sich in ihrem Wagen so richtig bequem gemacht haben und ihre Umgebung mit einem breiten Grinsen erfreuen; das glatte Gegenteil von hippelig |
Brass | Stress, Hektik ("Der hat keine Zeit, der ist im Brass") |
brasseln | mit weichem "s" wie "Soose"; (hektisch) arbeiten |
Broiler | im Osten der Republik gebräuchlicher Begriff für ein gebratenes Hähnchen; im Ruhrgebiet eher bekannt als Flattermann, allgemein auch bezeichnet als Gummiadler |
Büdchen | gern auch als Trinkhalle bezeichnet: Kiosk, an dem man neben Getränken und Zeitschriften auch Unmengen von Süßigkeiten erstehen kann. Standardspruch meines Lateinlehrers, wenn ein Schüler zu spät kam: "Ah, warsse widda am Büdchen unn hass Lecker gekauft!" |
Buxe | Hose |
China |
vornehme Bezeichnung für Toilette ("datt Kind is mal schnell in China")
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Dackelblick |
das, was unsere Tochter aufsetzt, wenn sie bei uns etwas erreichen möchte, von dem sie glaubt, dass wir lieber erst mal nein sagen würden |
das ist Physik | war unsere Standard-Antwort, wenn die "warum"-Fragen unserer dreijährigen Tochter zu kompliziert wurden. Mittlerweile hat der Satz die Bedeutung: "Frag nicht weiter, nimm es einfach mal so hin" |
Depuradora | Kläranlage. Nicht, dass jemand bei uns des Spanischen mächtig wäre, aber bei einem Urlaub auf einer spanischen Insel schien es sich, geht man von der Vielzahl der Hinweisschilder aus, um das wichtigste touristische Ziel zu handeln. Das hat sich dann festgesetzt |
deuen | schieben, anstoßen; ein Kind auf der Schaukel ruft z.B: "Deu mich mal an!" |
ditschen | feste Lebensmittel in flüssige eintunken (z.B. Brot in Kaffee oder Kartoffeln in Soose) |
Döneken | kleine Geschichte; häufig gebraucht im Zusammenhang „erzähl keine Döneken“, heisst soviel wie „tisch mir doch nicht so was auf“ |
dösig | dumm, blöd, häufig in der Kombination "dösige Hippe" |
Döskopp, auch Döspaddel |
Dummkopf |
Dötsch | Beule (z.B. im Kotflügel des Autos, mit dem man einen Pfeiler der Tiefgarage touchiert hat), nicht gebräuchlich bei Menschen, da eher Blötsche |
Dom | nicht etwa nur die große Hauptkirche, sondern jede andere auch. Der sonntägliche Gottesdienstbesuch, wo auch immer, wird beschrieben mit "Ich gehe in den Dom" |
drangeben | etwas sein lassen, aufgeben |
Driet | wie Driss (Steigerungsform "Dicke Driete") |
Driss | Sch***e (wenig vornehm, zum Schimpfen aber hervorragend geeignet) |
drüsch | trocken. Weniger als Gegenteil von "nass", eher für Kuchen (!) oder Humor |
Dubbel | Butterbrot, Stulle s. auch Knifte |
eff | einfach, schlicht, um nicht zu sagen geradezu primitiv |
Elefanten | Eltern; auch umschrieben mit "Rüsseltiere" oder ähnlichen Bezeichnungen; die Benutzung der Abkürzung "Ellis" führte einst zu derartigen Wortspielereien. Wir überlegen derzeit, ob wir "Töröööö!" in unseren täglichen Sprachgebrauch aufnehmen. |
Erpelschlot | Kartoffelsalat |
Esspappe | allgemein Esspapier, etwas despektierlicher auch für die Oblate, die im Gottesdienst während des Abendmahls ausgeteilt wird. Wer es nicht mag, dass sie zwischen den Zähnen klebt, sollte sich überlegen, lieber zu ditschen |
Ferdinand | eins der Lieblingspferde unserer Tochter aus längst vergangenen Zeiten. Da wir uns aber die vielen anderen mittlerweile aktuellen Namen eh nicht merken können, mittlerweile Sammelbegriff für alle Pferde (trockenes Brot ist immer "für Ferdinand") |
Fiese Möpp |
echt rheinisch: unangenehmer Mensch |
fiesten |
brennen, kokeln |
Fiffi | Perücke; die im Ruhrgebiet gebräuchliche Erweiterung "Mottenfiffi" hat sich bei uns noch nicht durchgesetzt |
Fingerwurst | Fleischwurst; heisst nicht etwa wegen ihrer Zutaten so, sondern weil man sie so schön MTV essen kann |
Fissematenten |
Unfug |
Fitschbunne | klein geschnittene und gekochte Bohnen, meistens mit Bratwurst |
FK | Geheimcode, wenn in Gesellschaft über eine zeitweilige Störung des Magen-Darm-Trakts gesprochen werden soll (Ausgeschrieben: Flitzk****) |
Flappe | 1. eine Flappe ziehen: beleidigt sein 2. "Wennze jezz nich ruhich biss, krisse ein auffe Flappe" (muss wohl nicht weiter erläutert werden) |
Flatschen | großer Fleck, nicht zwingend auf Textilien, sondern z.B. auch das, was aus einem Mückenstich entstehen kann |
Flattermann | der Ruhrpott-Ausdruck für Broiler , die Bezeichnung Gummiadler ist meines Wissens nicht regional zuzuordnen |
Flitsche | BH; auf nähere Ausführungen wird an dieser Stelle verzichtet |
die Flocken hängen lassen | bei Pflanzen: Blätter und Blüten hängen lassen, z.B., weil zu wenig gegossen. bei Menschen: den Kopf hängen lassen oder wegen Krankheit oder Erschöpfung allgemeine Schwäche an den Tag legen |
Blutwurst, kulinarischer Hochgenuss, insbesondere im Zusammenhang mit „Himmel un Ääd“ |
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Flunsch | das, was unsere Tochter zieht, wenn sie ihren Willen nicht bekommt |
Fluppe | Zigarette (hört man da etwa einen leicht missmutigen Unterton?) |
frasseln |
fummeln im Sinne von basteln, meistens nicht von Erfolg gekrönt |
Friko |
Frikadelle, in Berlin auch bekannt als Bulette |
Fritzchen freu dich | eine kulinarische Spezialität: Selleriesalat. Vor Jahrzehnten brachte eine Großtante auf die Frage, was es denn heute zu Essen gebe, gern den Spruch an: "Fritzchen freu dich, Fritzchen freu dich, heute gibt's Selleriesalat!". Nicht besonders originell, hat sich aber festgesetzt. |
Fümadanine | Spülmaschine, eins der Relikte aus der Kleinkind-Sprache unserer Tochter |
Funzel | Lampe mit sehr unterentwickelter Leuchtkraft, entsprechend: funzelig = ziemlich schwach beleuchtet, mehr symbolisch nur noch entfernt verwandt mit Tranfunzel |
Fußabtreter | Bezeichnung für die Fußgängerzone in meiner Heimatstadt Rheinhausen. Die wurde vor Jahren angelegt, weil jede Stadt, die etwas auf sich hält, sowas braucht. Nur: der Umfang reicht wirklich gerade zum Füße abtreten, dann ist man schon durch! |
Fußneid |
Flugzeug (ebenfalls ein Überbleibsel von den frühen Sprechversuchen) |
Gebammel | war lange Zeit der Lieblings-Schmuck unserer Tochter: um den Hals getragen wurden Hausschlüssel, Fahhradschlüssel und Portemonnaie an je einem eigenen Band. Wurde auch zum Essen nicht abgelegt und hing diverse Male in Suppe oder Kartoffelpüree. Standard-Spruch damals :"Nimm das Gebammel ab!" Hatte den Vorteil, dass Schlüssel und Fahrkarte selten vergessen wurden. |
Gedöns (auch Gedöne) |
Kann vieles bedeuten:
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Geier |
Sammelbegriff für Vögel aller Art, ob nun fliegend in der Natur oder brutzelnd im Ofen |
gibbeln | kichern, sich verschwörerisch über etwas lustig machen |
gitschern | schneiden, aber ziemlich dilettantisch. Passt auf Brot, Käse und andere Lebensmittel, aber auch z.B. auf Haare |
Grabbels |
Hände, die überall herumfummeln, wo sie nicht sollen. |
Gräten | Natürlich auch die vom Fisch, aber hauptsächlich: Knochen "Mir tun alle Gräten weh", wenn man sich mal wieder überanstrengt hat... |
Gummiadler | bezeichnet dasselbe wie Flattermann oder Broiler |
Haben Sie gut geschmeckt? |
Die traditionelle Frage unseres Lieblings-Kellners beim Düsseldorfer Stamm-Griechen, wenn er kam, um die Teller abzuräumen. Nach dem Essen auch familien-intern immer wieder gern gestellt. Gehört genau so dazu wie "Müd und satt, wie schön ist datt!" |
hellbeige | eher eine Lebenseinstellung als eine Farbe. Entstanden aus der Beobachtung, dass viele (vorwiegend, aber nicht ausschließlich ältere) Menschen sich hauptsächlich in Kleidungsstücke dieser Farbgebung hüllen, weil das "so schön neutral" ist. Das heisst aber nicht, dass nicht auch hellblau oder hellgrau einen "hellbeigen" Eindruck hinterlassen kann. Und umgekehrt muss auch nicht jedes hellbeige gleich "hellbeige" wirken. Hochkompliziert also. Am besten, man fragt uns mal direkt. |
Rheinisches Gericht; besteht im Wesentlichen aus Kartoffeln und Äpfeln, unabdingbar dazu: gebratene Flönz |
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Hippe | Ziege, ebenso wie dieses Wort nicht nur für meckernde Tiere gebraucht; s. auch "dösig" |
Hippeland | in etwa das, was der Berliner als jwd (janz weit draußen) bezeichnet, eine öde, verlassene Gegend, in die niemand so ganz freiwillig fährt |
hippelig | .. ist jemand, der nicht stillsitzen kann und es innerhalb kürzester Zeit schafft, eine allgemeine hektische Unruhe zu verbreiten. |
ich krieg' die Motten ich krieg' die Pieren ich krieg' Hörnchen |
beliebig variierbar und gleichbedeutend mit "ich krieg' die Krise" |
verrückt (immer wieder gern genutzt wird die Frage: „bisse jeck?“) |
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jet | rheinisch für: etwas; ("Da hass no jet ze donn" = "Da hast du noch etwas zu tun") |
zu den Buchstaben K - P | zu den Buchstaben R - Z |