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Sommer 2008


22. - 23. August - Slowenien I

von Anke Krause (anke)
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Ein letztes steirisches Genuß-Frühstück, dann geht es weiter in Richtung Slowenien. Ein Zwischenstopp an einem Hofer-Laden muss sein, denn wir haben die Befürchtung, dass unser Shampoo nicht mehr für eine Woche reicht. Und wer weiss, was es in Slowenien so zu kaufen gibt. Immerhin sind wir dort auf einem Einöd-Bauernhof einquartiert! Über die Dörfer, durch nette kleine Städte nehmen wir Kurs auf den Seeberg-Sattel, der gleichzeitig die Grenze zu Slowenien ist.  In engen Serpentinen geht es bergauf, dem Kind wird schon ganz übel. Gut, dass es das Frühstücksei nicht gegessen und stattdessen mitgenommen hat. Bergab sind es dann nicht ganz so viele Serpentinen und gleich am Ende der Pass-Straße haben wir unseren Zielort auch schon erreicht. Wobei – von Ort kann man eigentlich gar nicht so richtig reden, zwei Hotels sehen wir, eine Tankstelle und eine Post. Ach ja, rechts am Berg gibt es noch einige Wohnhäuser und eine Kirche. Nach der Beschreibung müssen wir uns aber links halten. Einen Kilometer weit durch den Wald, am Ende des Asphalts links in die Privatstraße. Und tatsächlich, dort liegen die Gebäude des Bauernhofs zwischen Wiesen und Obstbäumen, eingerahmt von einem grandiosen Alpenpanorama.
Im Wohnhaus treffen wir auf Irena, die Bäuerin und Herrscherin über Küche und Fremdenzimmer. Sie hat noch nicht mit uns gerechnet, wir sind ziemlich früh dran. Unsere Zimmer sind noch nicht fertig, und so bittet sie uns erst einmal zu einem Begrüßungsdrink auf die Terrasse. Wir genießen die Aussicht, bekommen noch einen Kaffee und warten, dass wir das Auto ausladen können. Vorsichtshalber holen wir schon einmal unsere Jacken, denn es ist doch empfindlich kühl. Und als die ersten Tropfen fallen, beschließen wir, das Gepäck wenigstens schon mal ins Haus zu holen. Keinen Moment zu früh, wie sich dann herausstellt: aus den paar Tropfen wird ziemlich schnell ein heftiger Regenguss. Irgendwann sind dann auch unsere Zimmer fertig und wir können samt Gepäck nach oben ziehen: Ein großes Zimmer mit schönen alten Holzdielen und einem riesigen Bauernbett für die Eltern und ein Raum von Tanzsaal-Größe mit großem Bett zum Querschlafen, Sitzgruppe, einem dritten Bett (später als Gepäck- und Gerümpelablage genutzt) im zweiten Stock fürs Kind. In beiden Räumen Fernseher (wichtig wegen Olympia) und vor allem: Internetanschluss! Aber zu unserer Ernüchterung stellen wir fest, dass weder Fernseher noch Internetanschluss funktionieren. Beim Fernseher tippen wir auf leere Batterien in der Fernbedienung und für's Internet bin ich wahrscheinlich einfach zu doof :-). Aber zu meiner Beruhigung erfahre ich dann, dass da wohl einfach der zentrale Stecker rausgezogen war, und nach zähen Verhandlungen zwischen den Wirtsleuten und unserer Tochter klappt es dann auf einmal doch. Auf diese Art und Weise jetzt Kontakt zur Heimat aufnehmen zu können, schont das Handy-Guthaben doch ungemein. Nachdem die technischen Randbedingungen jetzt geklärt sind, wühlen wir uns im Aufenthaltsraum durch die   Prospekte, Reiseführer uns Wanderkarten, die uns einen Überblick über die Möglichkeiten in der Nähe geben sollen. Schön, so ungefähr wissen wir jetzt schon, was wir machen wollen: ein Tag Ljubljana steht auf jeden Fall auf dem Programm, Skofia Loka (eine mittelalterliche Stadt in der näheren Umgebung, offensichtlich sehr schön), vielleicht nach Bled, auch wenn ich das von meinem Besuch vor 25 Jahren als Alte-Leute-Ort in Erinnerung habe. Das Kind möchte auf den hofeigenen Lipizzanern reiten. Und natürlich ganz viel Wandern, dazu sind wir schließlich hier.  Für den Rest des Nachmittags begnügen wir uns damit, zu Fuß durch den strömenden Regen in den Ort zu gehen, zu ergründen, ob wir vielleicht doch etwas Sehenswertes entdecken. Es bleibt dann dabei, dass wir in einem der Hotels Zuflucht suchen, ein Flaschenbier trinken und hoffen, dass der Regen irgendwann eine kleine Pause macht, in der wir wieder zurück laufen können. Mehr oder weniger tropfnass erreichen wir eine Stunde später unsere Unterkunft, dann ist es auch schon Zeit, sich zum Essen im Speiseraum einzufinden. Ab sofort gibt es nämlich Halbpension – jeden Abend vier Gänge: zuerst eine Terrine Suppe, dann eine Schale Salat, ein warmes Hauptgericht, als Nachtisch am ersten Abend Kompott, danach zu meiner großen Freude jeden Abend ein Stück Kuchen! (Ok, übrig geblieben ist der dann auch nie, meine Familie hat sich jedes Mal erbarmt). Bei der Gelegenheit lernen wir auch gleich einige unserer Mitbewohner kennen. Zum Beispiel die dreiköpfige Familie aus der Nähe von Nürnberg, die beim Essen immer Ratespiele veranstaltet. Spannend, denken wir und machen gleich mit. Der Spaß ist groß. Später wird noch das ältere Ehepaar aus Holland dazukommen, das seit Jahren herkommt und schon fast zur Familie gehört. Oder die italienische Familie mit den drei Bambini. Die beiden älteren Jungen sind zwar lebhaft, aber wirken ganz lieb. Sie lassen sich nicht einmal durch den kleinen Bruder aus der Ruhe bringen, der lautstark um sich schlägt, Gläser absichtlich umkippt, das Essen über den Tisch spuckt und wenn im etwas nicht passt, das ganze Haus niederbrüllt. Die Eltern haben ihre liebe Mühe, die Kinder einigermaßen im Zaum zu halten und mehr als einmal sieht man die Mutter später allein am Tisch sitzen und endlich auch mal essen, während der Vater den Sack Flöhe ins Bett bringt. Das wiederum passt einer anderen Gruppe nicht (auch wenn der Name schon an Wigald Boning und Götz Alsmann vergeben ist, wir haben sie für den familieninternen Sprachgebrauch „Die Doofen“ getauft. Die grüßen nicht, nehmen morgens vom Frühstücksbüffet gleich ganze Platten oder Krüge mit an ihren Tisch, haben ansonsten Essmanieren, bei denen einem schon vom Hinschauen der Appetit vergeht und – regen sich über die lauten und lästigen kleinen Kinder auf). Aber mit denen muss man ja nichts zu tun haben, wenn man nicht will.
Der Clou des Abends: Wir finden kaum in unsere Zimmer, denn aus dem Dauerregen hat sich ein heftiges Gewitter entwickelt. Leider hat es die Stromversorgung getroffen und so müssen wir über stockfinstere Flure tappen und hoffen, dass wir irgendwie schon im richtigen Bett landen werden.
Am nächsten Morgen begrüßt uns Irena mit dem Hinweis, wir sollen doch mal aus dem Fenster schauen. Weiter oben in den Bergen hat sich nämlich das Gewitter als Schnee entladen und jetzt ist dort alles weiß. Ansonsten herrscht nun wieder schönstes Wetter, als wäre nie etwas gewesen.
Dann das mit Spannung erwartete Frühstücksbüffet. Einfach klasse, finden wir. Selbstgebackenes Brot, Müsli, diverse Sorten Aufschnitt und Käse, phänomenal gute  selbstgemachte Marmelade, Honig, ein riesiger Obstkorb, Paprika, Tomaten, Gurken, jeden Morgen eine andere nette Kleinigkeit dazu, jetzt kann der Tag kommen.
Den Sonntag nutzen wir für eine Autotour in die nährere Umgebung – Skofia Loka soll es sein. Zunächst heißt das: 30 Kilometer aus dem Tal heraus fahren bis Kranj, dann nach Karte weiter Richtung Süden. Aber wie schon so oft in diesem Urlaub gibt es in der Stadt eine große Baustelle, eine Umleitung ist nur am Anfang beschildert, danach lässt man uns schnöde im Stich. Und die Karte ist auch nicht sooo gut... (Höre ich da wieder etwas von „Uschi“?) Mit einem kleinen Umweg und ohne versehentlich auf die Autobahn zu geraten, erreichen wir mittags das wunderschöne Städtchen, flanieren durch die Gassen, erklimmen den Burgberg und lassen es uns nachher in einem Straßencafé gut gehen. Die geplante Weiterfahrt nach Bohinj am Rand des Triglav brechen wir angesichts abenteuerlich enger Bergstraßen dann allerdings frühzeitig ab. So haben wir dann etwas Zeit, um uns Kranj noch etwas näher anzuschauen. Was wir nicht wissen: heute ist dort ein Wohltätigkeits-Fahrradrennen. Alle Altstadtstraßen sind abgesperrt, auch als Fußgänger kommt man nur mit Mühe durch.  Auf einer Bühne stehen merkwürdige Gestalten mit merkwürdigen Instrumenten und machen noch merkwürdigere Musik, wenn man das überhaupt so nennen kann. Plötzlich kommen die ersten Radfahrer durchs Ziel. Die machen allerdings keinesfalls den Eindruck, als haben sie eine anstrengende Strecke hinter sich. Ehrlich gesagt sehen die meisten auch so aus, als würden sie mehr als 200 Meter am Stück gar nicht schaffen. Uns kommt der Verdacht, das Ganze sei ledigliche eine gigantische Showveranstaltung. Na ja, die werden schon wissen, was sie hier machen... Wir haben Durst und bestellen in einer Straßenkneipe ein Bier, was uns dann im Plastikbecher serviert wird. Lecker! (Soll ich an dieser Stelle noch von dem Mann berichten, der mit auf dem Weg zur „Toalet“ begegnet? Der Gang ist ziemlich schmal und der Mann ziemlich breit. Hiflsbereit dreht er sich zur Seite, damit ich vorbei passe. Sollte ihm wirklich nicht klar sein, dass auf diese Weise noch weniger Platz ist?)
Diesmal haben wir uns den Weg gemerkt und kommen problemlos aus der Stadt wieder heraus. 30 Kilometer in die Berge fahren, Abendessen und dann frühe Nachtruhe, denn für morgen ist unsere erste Wanderung in die slowenischen Berge geplant.

zuletzt geändert: Oct 01 2008

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