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Türkei auf die Schnelle



 

22. Oktober 2010 - Letzter Tag I

von Anke Krause
Türkei auf die Schnelle >>

Zum letzten Mal frühstücken - morgen früh geht unser Flieger schon um 6.00 Uhr ab Antalya, da werden wir bestimmt um kurz nach 2.00 Uhr abgeholt. Genau weiss das noch niemand, an der Infotafel des Reiseveranstalters steht noch nichts. Wir holen uns wie üblich Joghurt, Schafskäse, Oliven, Tomaten Gurken und  - kein Brot, der Korb ist leider leer. Unser Kellner sieht das, ist peinlich berührt und läuft sofort los, um Nachschub zu holen. Es macht uns einen Teller mit viel zu vielen Brotscheiben fertig uns bringt ihn direkt an unseren Tisch. Und das alles, obwohl das Kind noch gar nicht dabei ist - die steht noch unter der Dusche.
Bevor wir das Hotel verlassen, kommt der Chef auf uns zu und fragt nach dem Schlüssel von gestern Abend. Das Kind ist zwar nicht begeister, läuft aber los und rückt ihn schweren Herzens wieder raus.
Heute vormittag ist getrenntes Programm angesagt: Die jungen Leute haben zum Abschluss noch einen Ausflug gebucht: Tauchen, so richtig mit Neoprenanzug und Sauerstoff-Flaschen. Wir haben darauf keine Lust und gehen stattdessen ins türkische Bad, auch abends vorher noch kurzfristig gebucht.
Um 10.00 Uhr werden wir mit einem Kleinbus abgeholt und in eins der Strandhotels gebracht. Dort gibt es eine kurze Einweisung und schon bald sitzen wir in der Sauna - in Badekleidung, ziemlich befremdlich. Nach gefühlten 1 1/2 Stunden halte ich es nicht mehr aus und verlasse die Hitzekammer. Statt einer Abkühlung schickt man mich  jetzt gleich in das eigentliche Bad, eine große gemauerte Bank, auf der man abgeschrubbt und eingeseift wird. Zwei Leute liegen hier schon, links ein Mann und rechts eine Frau. In der Mitte sind noch zwei Plätze frei, die Warteschlange sozusagen. Ich lege mich neben die andere Frau und zucke erst mal zusammen. Die Bank hat eine Temperatur von mindestens 100 Grad - so kommt es mir jedenfalls vor. Dass sie immer wieder mit Wasser übergossen wird, macht es nicht wirklich besser, das kocht ja sofort! Eine Weile schaue ich zu, wie die Frau neben mir traktiert wird, es scheint noch zu dauern, bis ich dran bin. Inzwischen ist auch der Gatte eingetroffen und legt sich in die Männer-Warteschlange. Ihm scheint das alles nichts zu machen, aber ich fühle mich wie kurz vorm Platzen. Also verstoße ich einfach gegen die Regeln, erhebe mich von der Liege und stelle mich erst einmal unter die kalte Dusche. Danach geht es besser und ich lasse mich wieder auf dem Grill nieder. Die andere Frau ist jetzt fertig und ich rücke an den Rand der Liege, wo ich von der jungen Bademeisterin erst einmal abwechselnd mit kaltem und warmem Wasser übergossen werde. Dann schrubbt sie mich mit einem rauhen Waschlappen ab. dass ich dabei weiterhin den Badeanzug anhabe, stört sie überhaupt nicht. Im Gegenteil, zum Rücken schrubben muss ich die Träger etwas hinunter ziehen, sie ist aber peinlich darauf bedacht, dass ich dabei fest auf dem Bauch liegen bleibe. Der Gatte ist inzwischen auch an der Reihe, der junge dynamische Bademeister, der ihn behandelt, macht sich sofort dadurch beliebt, dass er kaltes Wasser über alle möglichen und unmöglichen Körperteile kippt und dabei verschwörerisch grinst. So, jetzt noch einschäumen. Erst der Rücken, dann umständlich Träger hochziehen, umdrehen, dann die andere Seite. Noch ein paar Wassergüsse - fertig! So, jetzt geht es zum Abkühlen in den Ruheraum. Die bereit liegende Literatur nützt uns wenig, erstens gibt es nur türkische Zeitschriften und zweitens liegen unsere Brillen irgendwo im Schrank. Aber macht nichts, wir trinken den servierten quietschgrünen Apfeltee und warten, was jetzt weiter passiert. Der Gatte wird wieder gerufen - zur Gesichtsmaske. Die Haare werden mit Öl eingeschmiert, das Gesicht mit einer zementartigen Pampe. Fehlen nur noch die Gurkenscheiben, aber die sind hier wohl nicht vorgesehen, die werden fürs nächste Frühstücksbüffet gebraucht. Immerhin weiss ich jetzt, was mir blüht, als ich dann dran bin. Schade, dass wir da gerade keine Kamera dabei hatte, es hätte sich sicher gelohnt, diesen Anblick für die Nachwelt festzuhalten. Wieder müssen wir eine ganze Weile sitzen, so lange, bis die Maske anfängt zu bröckeln. Dann dürfen wir endlich unter die Dusche und das Zeug abwaschen. Leider nur mit klarem Wasser, so dass sich das Öl aus den Haaren nicht wirklich entfernen lässt. Jetzt noch Massage. Ich bin mit der Bademneisterin allein im Raum, aber wieder achtet sie peinlich genau darauf, dass die Träger des Badeanzugs nicht einen Millimeter zuviel verrutschen. Sie knetet mich kräftig durch und schmiert dabei den Rest des Körpers auch noch mit Öl ein. Ich glänze jetzt einheitlich wie eine Speckschwarte. Dem Gatten geht es ähnlich. Bevor wir jetzt wieder in unsere Kleidung steigen, müssen wir das Öl zumindest nioch etwas einziehen lassen, sonst gibt das Fettflecken, die nie wieder rausgehen! Als wir dann endlich fertig sind, fährt uns der Ober-Bademeister zurück ins Hotel. Einvernehmlich sind wir der Meinung: das war klasse, das machen wir wieder!
Was uns ein wenig wundert, ist der Umstand, dass offensichtlich kein Zimmerservice da war. Freitag? Der moslemische Sonntag? Ruhetag? Na ja, ziehen wir eben die Laken selbst etwas glatt und denken nicht weiter drüber nach.

Zuletzt geändert: Nov 14 2010

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von am um
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