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Sommer 2008


28. August - Slowenien V

von Anke Krause (anke)
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Der letzte Tag in Slowenien. Was machen wir? Canyoning scheidet aus, eine Zweidrittelmehrheit hat wenig Neigung, angeschnallt in irgendwelchen Schluchten über tosendem Gebirgswasser herumzuklettern. Und Rafting – na ja, das ist erstens sehr teuer, zweitens ist der Startpunkt weit weg, man müsste unglaublich früh los, und drittens weiss man gar nicht, ob dann überhaupt noch Platz im Boot frei ist, wenn man endlich vor Ort ist. So einigen wir uns als (zugegebenermaßen recht faulen) Kompromiss auf „Rentner-Rafting“ in Bled, einem Ort, den ich von vor fast 30 Jahren schon als unglaublich piefig in Erinnerung habe, vorwiegend bevölkert von hellbeigen Senioren. Dort wird man mit Booten auf eine kleine Insel im See gekarrt, kann dort ein paar Minuten verbringen und wird anschließend wieder zurück gekarrt. Fast so gut wie richtiges Rafting!
Aber zunächst wollen wir doch noch ein wenig wandern. Irena hat uns die Vintgar-Klamm empfohlen. Auf abenteuerlichen Wegen erreichen wir den fast leeren Parkplatz. Wir steigen in die Wanderschuhe und bezahlen unseren Eintritts-Obulus, dann geht es durch ein spektakulär schöne Felsenschlucht mit einem tosenden Gebirgsbach und riesigen Fischen bis zum größten Wasserfall Sloweniens (man ist halt nicht weit entfernt von Österreich). Jetzt hat das Kind doch noch seinen Canyon, nur mit Klettern wird das eben nichts. Und hoppla, als wir zum Parkplatz zurück kommen, ist der plötzlich brechend voll. Na ja, eigentlich nicht überraschend, denn auf dem Rückweg aus der Klamm herrschte ganz schön Gegenverkehr, irgendwo müssen die Leute ja herkommen.
Weil es noch so früh am Tag ist, beschließen wir, vor der Stadtbesichtigung noch nach Bohinj zu fahren und dort ein paar Schritte in die Berge zu laufen. Es soll dort ein Hütte mit besonders gutem Kuchen geben. Das ist doch DIE Motivation, besonders für mich. Das Kind mault, kann eigentlich gar nicht laufen, weil es gestern im Meer in eine Blechdose getreten ist und jetzt einen verletzten Fuß hat. Wir diskutieren, wie viel Wandern denn maximal möglich ist, aber scheitern schließlich daran, dass es am Startpunkt der beschriebenen Wanderung schlichtweg nirgendwo möglich ist, das Auto abzustellen. Also wenden und zurück. Leichter gesagt als getan allerdings, denn wie aus dem Boden gestampft steht auf der engen Dorfstraße plötzlich ein Betonmisch-LKW und kleckert seine Ladung schön langsam an den Straßenrand. Ein paar Bauarbeiter verteilen das Zeug gleichmäßig mir ihren Schaufeln, ein weiterer scheint nur dafür zuständig zu sein, die Leute in der Autoschlange bei Laune zu halten, indem er entschuldigend lächelt und immer mal wieder die Schultern hochzieht, als wolle er sagen „Tja, tut mir leid, ist aber nicht zu ändern“. So stehen wir eben geduldig auf der Dorfstraße und warten, dass der Betonmischer endlich leer ist. Nach einer ganzen Ewigkeit geht es dann endlich weiter. Auf der gegenüberliegenden Seite des Bohinjer Sees wollen wir jetzt mit einer Seilbahn hochfahren, um wenigstens oben auf dem Berg noch ein paar Schritte zu laufen. Damit ist auch das Kind einverstanden. Der Parkplatz (met betaal) ist ein paar Hundert Meter vorher ausgeschildert, wir stellen das Auto ab, lösen einen Parkschein für zwei Stunden, ziehen lange Hosen und unsere kurzärmligen Hemden an, denn oben auf dem Berg ist es sicherlich etwas kühler und da reichen die Spaghetti-Tops eher nicht. Dann zu Fuß zur Talstation der Gondel. Und sieh da, dort gibt es jede Menge freie Parkplätze – ganz ohne Betaal! Papa rennt wutentbrannt zurück und holt das Auto her („Dann haben wir nicht solchen Zeitdruck“), die Damen erkunden vorsichtshalber noch einmal die Sanitäranlagen der Gondelstation. Man weiss ja nie, wann man wieder Gelegenheit hat... Die Gondel fährt sehr schnell den sehr steilen Berg hoch,  ein bisschen anders wird uns schon. Insbesondere, als ein paar notorische Frischlufthasser das Klappfenster geräuschvoll schließen, damit es nicht so zieht! Endlich oben angekommen, macht das Kind erst einmal ein paar Fotos aus halsbrecherischen Positionen, in Richtung Triglav, ich wage gar nicht hinzuschauen. Jetzt aber bitte noch etwas wandern. Hm, wo denn bitte schön? Hier oben steht alle voll mit Skiliften, man könnte jetzt allenfalls Slalom um die Masten laufen. Eigentlich nicht das, was wir uns so vorgestellt haben. Dann also gleich auf die Terrasse der ersten Hütte, zwei Bier, ein (echte) Cola, eine Portion Palatschinken, ein Portion hausgemachter Käse bitteschön! Der Käse taugt zwar nicht viel, aber beim Rest kann man nicht viel falsch machen, die Bedienung ist freundlich. Dafür, dass es allmählich empfindlich kalt wird, kann niemand etwas, und so sehen wir zu, dass wir die nächste Gondel ins Tal noch erreichen. Unten angekommen nutzt das Kind noch einmal die Gelegenheit der Sanitäranlagen (Man weiss ja nie, wann man wieder Gelegenheit hat...) und Papa stellt fest, dass unser Parkschein jetzt noch ungefähr eine Stunde gültig ist.
Nun aber endlich nach Bled! Am Ortsanfang liegen prachtvolle Villen direkt am See, noble Hotels in bester Lage. Was nicht so reich gesät ist, sind Parkplätze. Mehrere Versuche scheitern, Papa ist mal wieder kurz vor dem Resignieren, aber schließlich finden wir doch noch etwas am Straßenrand. Gerade wollen wir uns zu Fuß Richtung Zentrum aufmachen, da taucht aus dem Nichts ein Mann auf, der gerne 3 Euro hätte. Fürs Parken, der Parkplatz gehöre nämlich zu dem Hotel auf der anderen Straßenseite. Zähneknirschend erwerben wir einen seiner hübschen Zettel, legen ihn ins Auto und gehen dann los. Bald schon sind wir fassungslos angesichts des Kitschs, den die ungezählten Andenkenläden feilbieten und der Geschmacklosigkeit, mit der sich das hiesige Publikum gekleidet hat. Trotzdem lassen wir uns auf einer Terrasse direkt am See nieder, um etwas zu trinken. Und die Sanitäranlagen zu erkunden (Man weiss ja nie, wann man wieder Gelegenheit hat... ). Um uns herum vorwiegend englische Töne, auf diese Kunden scheint auch die Speisekarte ausgerichtet zu sein. Auf dem See fahren noch ein paar vereinzelte Rentner-Rafter, für uns ist das jetzt aber schon zu spät, das schaffen wir nicht mehr. So richtig traurig ist darüber niemand. Stattdessen erkunden wir lieber noch einmal ein Stück der Uferpromenade, staunen über sie sensationelle Landschaft und regen uns darüber auf, wie man sie mit solchen hässlichen Gebäuden wie den Oma-Cafés so verschandeln kann. Nun aber zurück zum Auto, es ist noch ein ganzes Stück zu fahren und gepackt haben wir für die Heimfahrt auch noch nichts. Vorbei an einem endlosen Stau (zum Glück in Gegenrichtiung) erreichen wir die Autobahn und sind gerade rechtzeitig zur Halbpension wieder zurück. Leider wird es wieder nichts mit Tischtennis, denn das Packen nimmt doch einiges an Zeit in Anspruch. Ein letzter Abend in Slowenien, herabfallende Kinnladen angesichts der Getränkerechnung auf dem Bauernhof, ein paar Runden Skat. Und schon geht unser Sommerurlaub in den Endspurt.

zuletzt geändert: Oct 11 2008

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