krauselig.de

Kreta 2010




Eigentlich waren die Fahrräder schon fix und fertig für die Elbe-Tour. Aber dann kam doch alles ganz anders ...

  

Sonntag, 30. Mai 2010

von Anke Krause
Kreta 2010 >>

Eine Woche Urlaub wollen wir uns gönnen. Erstmals wieder ohne Kind - erstens hat sie ohnehin keine Lust mehr, mit uns zu fahren, und zweitens sind auch gerade keine Ferien. Was macht man also zu zweit in einer Woche? Am liebsten würden wir uns ja den lange gehegten Traum von einer Fahrradtour an einem Fluss entlang erfüllen. Die Donau von Passau nach Wien schwebt uns schon seit Jahren vor, aber zum Üben ist auch die Elbe von Magdeburg nach Dresden nicht schlecht. Die Fahrräder sind fertig, frisch aus der Werkstatt. Wir überlegen schon, wie wir die Gepäcktaschen strategisch am günstigsten packen. Dann holt uns der Wetterbericht auf den Boden der Tatsachen zurück. Schlechtwetter für die ganze Woche ist angesagt. Da kommt dann doch das Weichei in uns durch und wir blasen die Radtour ab - kann man ja ein anderes Mal nachholen. Was aber dann? Thüringer Wald, Rhön, Masuren, Nordsee? Alles mit dem Auto, versteht sich. Aber auch dort soll das Wetter allenfalls durchwachsen sein. Was nun? Zum Glück gibt es ja da die Webseite www.lastminute.de. Mal schnell sehen, ob sich da kurzfristig etwas machen lässt. Mallorca, Kanaren, Portugal, alles nicht so das Wahre. Griechische Inseln? Da hätten wir nach Jahren wirklich mal wieder Lust zu. Bei den Kreta-Angeboten bleiben wir hängen. Und siehe da, das eine oder andere kommt tatsächlich in Frage. Wir starten einen ersten Online-Buchungs-Versuch. 10 Minuten später die Meldung "Das Angebot steht leider nicht mehr zur Verfügung". Also zweiter Versuch. Hier dauert es immerhin eine knappe halbe Stunde, bis die Absage kommt. Dritter Versuch. Stundenlang keine Rückmeldung. Soll ich nun doch schon mal packen? Immerhin soll es ja ggf. morgen früh losgehen. Wir warten noch eine Weile und rufen dann die 0180er-Hotline an, um Klarheit zu bekommen. Es stellt sich heraus, dass so kurzfristig überhaupt nichts mehr gebucht werden kann, weil - immerhin ist Wochenende - die Kreditkartenzahlung nicht mehr rechtzeitig verbucht werden kann. Und warum teilt man uns das nicht gleich mit? Inzwischen habe ich schon mal einen Universal-Koffer gepackt. Der ist für Kreta genau so geeignet wie für die Polnische Ostsee. Die speziellen Sachen muss ich dann eh in einer zweiten Tasche unterbringen. Was also nun? Polen oder doch noch ein letzter Kreta-Versuch? Wir entscheiden uns für letzteres, setzen uns ins Auto und fahren zum Flughafen. Am dortigen last-minute-Schalter dauert es etwa 20 Minuten, bis wir einen Flug für den nächsten Morgen und ein Hotelzimmer mit Frühstück gebucht haben. Mit der Bestätigung machen wir uns auf den Weg nach Hause, im Schweinsgalopp packe ich eine zweite Tasche mit Wanderschuhen, Badesachen und Schnorchel statt mit Gummistiefeln und Friesennerz. Dann müssen wir auch schon wieder los, denn morgen um 5.00 Uhr soll der Flieger starten. Da nutzen wir natürlich gerne die Möglichkeit des Vorabend-check-in, das beschert uns eine Stunde mehr Schlaf am Morgen. Mit unseren Taschen machen wir uns also zum zweiten Mal an diesem Tag auf in Richtung Flughafen. Einige Leute stehen schon am Schalter, unter anderem eine eindrucksvolle Großfamilie mit mindestens 10-12 Gepäckstücken. Vater Vokuhila-Frisur, Mutter hochhackig und grellstens geschminkt, diverse andere Erwachsene mit lautem Organ und ebenfalls merkwürdigem Outfit. Dazu eine undefinierbare Zahl von Landau-Kindern mit Barbie- oder wahlweise Batman-T-Shirts. Man hat Schwierigkeiten, die ganzen Koffer und Reisetaschen zu koordinieren, aber Vokuhila-Papa reißt das Kommando an sich und bringt Ordnung in das Chaos. Der Gatte reiht sich mit unserem Gepäck ein, während ich die Tickets abhole. Es dauert zwar geraume Zeit, bis die Dame die Tickets ausgestellt hat, aber das macht nichts, der Gatte ist mit den Taschen in der Zeit noch keinen Schritt weiter gekommen. Hinter uns reihen sich jetzt immer mehr Leute ein, in der durchaus nennenswerten Wartezeit wurden bisher maximal zwei Personen abgefertigt. Die Dame am Check-in-Schalter macht einen etwas gestressten Eindruck, während nebenan, wo der noch am selben Abend abgehende Flug nach Bulgarien abgefertigt wird, zwei weitere Flughafenbedienstete Däumchen drehen. Die für uns zuständige Dame erhebt sich vorsichtig und fragt in die Menge, ob zufällig von den vielen Leuten irgendwer NICHT mit Condor fliegen möchte, der möge sich bitte nebenan anstellen. Daraufhin werden Barrieren überklettert, Absperrungen umgerissen, es droht eine größere Panik auszubrechen. Vokuhila-Papa dirigiert seine Großfamilie mit lautem Getöse und dem gesamten Massen-Gepäck an allen anderen vorbei. Bis auf 4 oder 5 Leute stehen plötzlich alle nebenan, in unserer Reihe ist es jetzt wieder ganz ruhig. Die Dame scheint aber völlig aus dem Konzept gebracht zu sein. Sie braucht pro Person gefühlte 3 Stunden für die Abfertigung, muss mehrfach ausgedruckte Bordkarten oder Gepäckanhänger vernichten und neu ausdrucken, dazwischen hält sie immer wieder längere Volksreden, es geht einfach nicht weiter. Ich schicke dem Kind inzwischen schon mal eine SMS, die kommt nämlich in ca. einer halben Stunde mit dem ICE am Bahnhof an und wir haben Abholdienste zugesagt. Irgendwann sind wir dann doch endlich dran. Wir zeigen unsere Tickets und unsere Ausweise vor, die Dame tippt im Schneckentempo mit einem Finger irgendetwas ein und schüttelt dann sehr bedenklich den Kopf. "Sie stehen aber nicht auf der Passagierliste". Was nun? Die Tickets sind schließlich vorhanden! "Ich muss mal kurz telefonieren!". Tut es und lässt uns minutenlang weiter warten. Dann die Erleuchtung: "Wann haben Sie denn gebucht?" - "Vor ca. drei Stunden." - "Ach so, last minute sozusagen, dann stehen Sie vielleicht einfach noch nicht auf meiner Liste." Ach wirklich? So weit waren wir doch vorhin auch schon mal. "Dann muss ich noch mal telefonieren" Weitere Minuten vergehen, die Frau, die in der Warteschlange hinter uns steht, lässt alle Diskretion fahren, steht plötzlich direkt neben uns und fragt: "Warum dauert das hier eigentlich so lange?" Darauf wissen wir leider auch keine Antwort, außer, dass die Flughafen-Bedienstete leicht überfordert wirkt. Die ist inzwischen mit ihrem Telefonat fertig, druckt Gepäckanhänger und Bordkarten für uns aus und erklärt uns, dass sie jetzt die Tickets in die Bordkarten steckt, wir die auf keinen Fall herausnehmen dürfen und morgen früh als erstes vorzeigen müssen. Aber dann taucht schon das nächste Problem auf: Die Bordkarten haben keine extra-Tasche, in die man die Tickets stecken kann. "Da muss ich noch mal nachfragen" sagt sie und greift zum dritten Mal zum Hörer. Hinter uns höre ich zunehmend Unmutsbekundungen von den anderen Wartenden. Irgendwann ist dann endlich alles geklärt, sie behält die Tickets am Schalter, wir sollen morgen ganz einfach nur die Bordkarten vorzeigen. Endlich fertig! Dass ich im Vorübergehen noch einen Aufsteller mit Condor-Kofferanhängern umwerfe und damit die Dame noch weiter stresse, ist keine Absicht. Ehrlich! Nur 5 Minuten zu spät kommen wir dann am Bahnhof an, das Kind erwartet uns schon sehnsüchtig. Wir hören uns ihren teilweise haarsträubenden Bericht vom Kurztrip in die Kulturhauptstadt Weimar an und geben letzte Anweisungen für die kommende Woche. Dann suchen wir unsere letzten Sachen zusammen und versuchen, noch 1 1/2 Stunden Schlaf zu bekommen, bevor wir uns mit Straßenbahn und Nachtbus zum Flughafen aufmachen müssen.

zuletzt geändert: Jun 23 2010 at 08:29

Zurück

Kommentare

von am
Kein Kommentar gefunden

Was ich dazu sagen wollte