krauselig.de

Sommer 2008


14. - 16. August 2008 - Wien

von Anke Krause (anke)
Sommer 2008 >>

Das geplante frühe Aufstehen gelingt mäßig gut, Zwischenstopp in Plattling (wollten wir immer schon mal hin, ist auch ganz nett, hat aber nur blöde Kanaldeckel!), dann auf die Autobahn Richtung Wien.
Ich krame meine Unterlagen vor, Buchungsbestätigung mit Adresse der Wohnung, die uns für die nächsten beiden Tage beherbergen soll, Ausdruck der Routenplaner-Strecke. Es geht doch nichts über gute Vorbereitung! Wir kommen zügig voran, in Höhe von Linz rufen wir vereinbarungsgemäß bei der Wohnungsverwaltung an und kündigen unser Kommen für etwas früher als ursprünglich geplant an. „Hmmm, da ist aber noch niemand da, eine Stunde später könnte ich kommen...“ Auch nicht schlimm, trinken wir in Wien eben noch einen Kaffee, bis wir dann die Wohnung beziehen können. Wir nähern uns der Stadt, ich befasse mich intensiver mit dem Routenplaner. Bis zum Autobahnende, dann 7 Kilometer in Richtung Innenstadt, links abbiegen in die ... äh – links ist alles gesperrt, Riesen-Baustelle! Es geht nur rechts oder geradeaus. Rechts kommt uns komisch vor, also geradeaus. Kilometerweit. Der Stadtplan nützt uns nichts, noch befinden wir uns in irgendeinem Außenbezirk, und so weit reicht der Plan nicht. Zum zweiten Mal in diesem Urlaub hört man es jetzt murmeln „... Uschi ...“. Also weiter in die Innenstadt, da haben wir wenigstens einen Plan – im wahrsten Sinne des Wortes. Von dort aus im großen Bogen zurück zu unserem Ziel, von Kaffee trinken kann jetzt keine Rede mehr sein – keine Zeit. Wir schauen uns um, stehen in einem Stadtteil der uns etwas an Kreuzberg erinnert. Verschleierte Frauen, wohin man schaut, Imbissbuden verschiedenster Prägung, ein-Euro-Shops. Viele Häuser sind alt und teilweise schön saniert, nur „unsere“ Adresse entpuppt sich als ein 60er-Jahre Bau hässlichster Ausprägung. Normales Wohnhaus, nichts deutet auf eine Ferienwohnung hin. Die Klingelschilder sagen uns gar nichts, keiner der Namen stimmt mit irgendeinem unserer Ansprechpartner überein. Der Blick auf die Buchungsbestätigung sagt uns etwas von „Appartment Nr. 3“. Wir betätigen auf  Verdacht einfach mal die dritte Klingel von links und siehe da, wir sind richtig – müssen nur noch in den ersten Stock. Und zu unserer Überraschung: Die Wohnung ist ganz prima, zwei Zimmer, Küche, großes Bad. Das Kind freut sich auf das Sofa im Wohnzimmer („Da muss ich wenigstens nicht mit euch in einem Zimmer schlafen“), testet aber erst einmal die Dusche. Dazu hatte es morgens zeitlich nicht mehr gereicht. Papa zieht los, um 48-Stunden-Fahrkarten für die öffentlichen Verkehrsmittel zu erstehen, und ich packe die wichtigsten Dinge aus: Schlafanzüge, Wecker, Zahnbürsten, was man eben so braucht. Der restliche Proviant wird im Kühlschrank verstaut, dann kann es von mir aus losgehen. Na ja, wenn der Fernseher die wichtigsten Informationen über Olympia ausgespuckt hat...

Die Straßenbahn fährt ganz in der Nähe ab und bringt uns dicht ans Stadtzentrum. Umsteigen in die U-Bahn, 3 Stationen fahren, schon sind wir am Karlsplatz. Um ein bisschen „Atmosphäre zu schnuppern“, rollen wir die Kärntner Straße von hinten auf. Nicht so eindrucksvoll, da die ganze Straße eine einzige Baustelle ist. Und Kanaldeckel gibt es auch nicht! Aber Shopping ist eh nicht angesagt, da hatten wir schon gestern nicht so die richtige Lust zu. Lieber erst mal wieder Straßencafé, da hat man dann auch nochmal Gelegenheit, die mitgebrachte Reiseliteratur genau zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zu befragen. Die da (für das heutige Programm) wären: Stephansdom (das Kind blickt ungläubig in die Runde) und die Altstadt, von deren Existenz wir bisher gar nichts wussten. Aber erst mal in Ruhe austrinken. Dann schlagen wir uns zum Stephansplatz durch und ignorieren geflissentlich die zahlreichen Mozart-Imitate, die uns für heute oder morgen Konzertkarten andrehen wollen. Das haben wir aus der Erfahrung in Prag im letzten Jahr doch gelernt! Also Dombesichtigung. Das Kind hat Glück, der Dom ist von innen so wenig einladend, dass wir ihn schnell wieder verlassen und jetzt die Altstadtgassen suchen. Die Beschreibung im Reiseführer stimmt leider nicht hundertprozentig und so schaffen wir es auch mit Hilfe zweier Stadtpläne erst im dritten Anlauf, den richtigen Einstieg zu finden (Gibt es eigentlich auch „Uschi“ für Fußgänger?). Aber dann ist es wirklich nett. Ein Stadtviertel, das wir bisher überhaupt nicht kannten (Ok, müssen wir vielleicht auch nicht. Wir waren in den letzten 20 Jahren zwei Mal in Wien, einmal davon ganztägig im Prater zum Schlangestehen am Riesenrad. Da kennt man die Stadt auch nicht so wirklich!), breitet sich vor uns aus. Mehrere Kirchen warten auf Besichtigung (das Kind hat sich mittlerweile die Ohren mit Musik zugestöpselt und erträgt unseren Kultur-Tick mit stoischer Ruhe), zugegebenermaßen ziemlich barock und vielleicht nicht so ganz unser Geschmack. Mozarts Wohnhaus, die Geburts- und Wirkungsstätten diverser anderer Berühmtkeiten liegen am Weg und zum Schluss landen wir im „Bermuda-Dreieck“, was wir uns gleich als nettes Kneipenviertel für den späteren Abend merken. Jetzt aber erst mal was essen. Und wenn man schon mal in Wien ist, wohin geht man dann abends zum Essen? Richtig, zum Heurigen. Mit der U-Bahn bis Heiligenstadt (wir gedenken einen Moment des Beethoven'schen Testaments), weiter mit der Straßenbahn bis Nußdorf. Dort ein Heurigenlokal am anderen. Das mit dem vollen und ungemütlichen Garten, den seltsamen Küchengerüchen und der unfreundlichen Bedienung verschmähen wir und lassen uns stattdessen im lauschigen Nachbargarten nieder. Hervorragender Wein, wie sich herausstellen wird, und phantasievolle Kleinigkeiten aus der Wiener Küche werden hier geboten. Außerdem nette Bedienung. Für das Kind Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat. („Wo bin ich hier? Und was isst man da treffenderweise?“). So muss Urlaub sein! Erst spät am Abend machen wir uns wieder auf in Richtung Wien-Kreuzberg.
Am nächsten Morgen freuen wir uns auf ein gemütliches Frühstück in einem der berühmten Wiener Kaffeehäuser. Das „Café Central“ haben wir dafür auserkoren. Mit der Bahn in die Stadt, das Café ist auch schnell gefunden. Ein riesiger und beeindruckender Raum. Klimatisiert, wie man schnell feststellt. Wir sind fast alleine. Trotzdem dauert es eine geraume Zeit, bis der „Herr Ober“ die Karte bringt. Diese offenbart uns dann: Es gibt Frühstücksbüffet – samstags und sonntags. An den andern Tagen – also auch heute – gibt es „Standard-Frühstück“ für 5,90 Euro. Zwei Stücke Gebäck, Butter, Marmelade und eine Tasse Kaffee. Ach ja, ein Bio-Ei gibt es auch noch. Jetzt frage ich mich bloß: Wozu die Karte? Na gut, notgedrungen bestellen wir drei Standard-Portionen, die wieder geraume Zeit auf sich warten lassen. Dafür kommen dann schließlich für uns zusammen 5 Brötchen. Ist mir da in der Grundschule etwas entgangen? Das Ei ist noch flüssig und größere Katastrophen können nur mit Mühe verhindert werden. Wir teilen uns die Butter gut ein, damit sie auch für die fünf Brötchen reicht, und mehr oder weniger gesättigt starten wir nun unser Tagesprogramm. Schloss Belvedere soll es zunächst sein. Mit der Straßenbahn zum oberen Eingang, Garten entern, und sofort erschließt sich ein weiter Feld für unser aller Foto-Tick. Schloss alleine, Schloss mit Spiegelbild im Teich davor, Schloss im Hintergrund, Blumen davor, Schloss unscharf, Vordergrund scharf, Blumen unscharf, Schloss im Hintergrund scharf, es gibt keine Möglichkeit, die wir auslassen. Und das mit drei Kameras gleichzeitig. Darüber bemerken wir gar nicht, dass sich der Himmel immer weiter verfinstert. Nicht gut, wenn man bedenkt, dass wir diverse feuchtigkeitsempfindliche Geräte mit uns herumtragen, aber keinerlei Regenschutz. Das hatten wir vor ein paar Jahren mal: Platzgewitter auf einer Bergwanderung, man konnte uns anschließend mitsamt unseren Rucksäcken und deren Inhalt auswringen. Ein Handy und eine Kamera mussten damals dran glauben. So erstehe ich im Museumsshop ein hübsche kleine Blechdose mir Klimt-Aufdruck, dazu eine riesige Plastiktüte mit „Belvedere“-Aufdruck, in die notfalls alle Kameras, Handys, MP3-Player und sonstige Geräte passen. Etwas beruhigter setzen wir unsere Foto-Safari in Richtung des unteren Ausgangs fort. Allmählich meldet sich der Hunger, das üppige Frühstück macht sich bemerkbar. Also Süppchen bzw. Kuchen in einem netten Straßencafé, anschließend weiter Richtung Karlskirche. Dort hat das Kind riesiges Glück: Der Eintritt kostet 6,- Euro pro Person und es ist nur noch kurz geöffnet. Da schlägt dann doch unsere Sparsamkeit durch und wir besichtigen die Kirche nur von außen. Das Kind kennt jetzt auch das Wiener Stadt-Museum von innen, allerdings nur den Eingangs- und Garderobenbereich. Das Dixiklo irgendwo am Karlsplatz gefiel ihr irgendwie nicht so...
Weiter geht es mit Sightseeing: Secessionsgebäude (auch nur von außen und Museums-Shop), Musikverein (geht eh nur von außen), dann Richtung Hundertwasserhaus. Mittlerweile hat es wirklich angefangen zu regnen, wir verstauen unsere Geräte in der Belvedere-Tüte und stellen und notdürftig erst einmal irgendwo unter. Das Hundertwasserhaus erweist sich als Flop, so viel ist dort gar nicht zu sehen. Und das vielgerühmte Hundertwassr-Village ist der pure Touristen-Nepp mit Andenkenläden ohne Ende. Wer also Touri-Kitsch liebt, dem sei ein Besuch dort wärmstens ans Herz gelegt. Zu allem Überfluss gibt jetzt auch noch meine Kamera ihren Geist auf, und das ganz unabhängig vom Regen. Toll, dabei haben wir noch so viel Urlaub vor uns! Allgemeine Beschlusslage: Zurück in die Stadt. Eine Zweidrittelmehrheit erhält der Vorschlag: Aufwärmen und trocknen im Café Demel. Allein das Betreten dieses berühmten Etablissement bereitet uns gehörige Schwierigkeiten: Menschenmassen ohne Ende, die sich durch das völlig verwinkelte und verbaute Café quälen, natürlich nicht die geringste Chance auf einen freien Platz haben, Gegenverkehr auf engsten Wendeltreppen, dazwischen immer wieder völlig entnervte Bedienungen, die rappelvolle Tabletts durch die Menge manövrieren und rufen: „Ist alles voll!“ Also nix wie weg hier! Ein anderes Café bietet mehr Platz, freundliche Bedienung und immerhin noch zwei verschiedene Sorten Matschtorte. Aber das reicht der Zweidrittelmehrheit. Inzwischen planen wir den weiteren Verlauf des Tages: Nochmal zum Heurigen, wenn man schon mal hier ist. Aber erst mal zurück in die Wohnung, lange Hosen, Pullover und feste Schuhe anziehen. Obwohl – in Sandalen trocknen die nassen Socken bei Regen eigentlich besser. Egal, heute wollen wir nach Grinzing, das ist per Straßenbahn gut zu erreichen und von vor 20 Jahren kennen wir hier ein Heurigenlokal, das überhaupt nicht touristisch ist. Gesagt, getan, wir machen uns auf die Socken, fahren mit einem Umsteigen nach Grinzing, verlassen dort die Bahn und – würden am liebsten auf der Stelle wieder zurückfahren. So weit das Auge reicht, Reisebusse, weinselig singende Gruppen, vermutlich Kegelclubs aus dem Ruhrgebiet, schreiend bunte Leuchtreklamen. Das Straubinger Volksfest war beschaulich dagegen. Trotzdem, getreu dem Motto „Nur die Härtesten kommen durch“ bahnen wir uns einen Weg in die Seitenstraße, wo wir vor 20 Jahren schon einmal dem Touristenrummel entgangen sind. Nur – das Weingut existierte nicht mehr oder hatte kleinen Buschenschank mehr, zumindest war es aber nicht geöffnet. Was nun? Zurück in den Rummel, dort Stadtplan herauskramen und weiter beratschlagen. Zufällig kommt gerade ein Bus vorbei, der in Richtung Heiligenstadt fährt. Eine Adresse haben wir dort auch noch im Hinterkopf, ansonsten eben nochmal Nußdorf, da gibt es schließlich genügend Alternativen. Also zwei Stationen mit dem Bus fahren, dann ist der Buschenschank erreicht. Er ist tatsächlich geöffnet und hat sogar frei Plätze. Einen großen Tisch bekommen wir für uns drei alleine. Wir bestellen Wein und ein Wiener Schnitzel fürs Kind, den Rest müssen wir am Büffet selbst holen. Mittlerweile glauben wir zu wissen, warum in all dem Trubel noch ein ganzer großer Tisch frei war: direkt nebendran sitzt ein älterer Herr (vermutlich der Chef des Hauses) und beglückt das ganze Lokal mit musikalischen Darbietungen auf seiner Quetschkommode (Als wir hereinkamen, hatte er wohl nur gerade mal Pause). Wir verbuchen das unter den Stichworten authentisch oder auch urig. Selbst der Umstand, dass die Stimmung ihren Höhepunkt in den spontanen Gesangsdarbietungen der Tischnachbarn (immer mit Quetschkommodenbegleitung) findet, vermag uns nicht aus der Ruhe zu bringen. Wir genießen den Abend trotzdem und erst, als wir die Rechnung bekommen und feststellen, dass eine einzelne Olive vom Büffet 60 Cent kostet, ein Peperoni 1,- Euro und eine kleine Paprika mit Frischkäse 2,- Euro, geraten wir etwas aus der Fassung. Zum Ausgleich bekommt die Klofrau dann nichts auf ihr Tellerchen, ich habe den weiten Weg durch mehrere Innenhöfe ohnehin ohne Tasche angetreten und könnte gar nichts bezahlen, selbst, wenn ich wollte. Und wer rechnet denn schon mit so was?
Draußen sehen wir dann gerade noch die Rücklichter unseres Busses. Der nächste fährt in 20 Minuten, also gehen wir zu Fuß zur Straßenbahn. Auf dem Weg dorthin fängt es jetzt auch wieder an zu regnen und in der Stadt müssen wir und erst mal wieder irgendwo unterstellen, um die Regenjacken herauszukramen. Jetzt steht noch das Versprechen im Raum, dem Kind einen Cocktail zu spendieren. Also Richtung „Bermuda-Dreieck“. Eine angemessene Cocktail-Bar ist gar nicht so leicht zu finden, zumal der Regen immer stärker wird. Zum Glück laufen wir direkt auf eine Kirche zu, die kleinste von Wien, wie uns der Reiseführer mitteilt. Typisch Österreich, denken wir, hier denkt man nur in Superlativen. Alles muss von irgendwas, das größte, kleinste, höchste, längste, wärmste, erste oder sonst irgendwas in der Art sein. Aber egal, Hauptsache, die Kirche ist zu der späten Stunde noch offen und wir werden nicht noch nasser. Zudem ist die Kirche wirklich schön, nicht das kleinste bisschen barock! Selbst das Kind mault nicht. Nach einer angemessenen Zeit hat es zwar immer noch nicht aufgehört zu regnen, eher im Gegenteil, aber wir machen uns nun doch auf, um irgendwo noch einen Cocktail aufzutreiben. Schließlich werden wir fündig. Miese Spelunke zwar, aber nicht weit durch den Regen zu laufen. Zwei Bier für uns und ein Tequila Sunrise fürs Kind, dauert etwa 15 Minuten, dann treten wir den Heimweg durch den Regen an. Zunächst mal landen wir im Dunkeln im eingezäunten Straßenbahn-Gleiskörper, stolpern mehr schlecht als recht zum Eingang der U-Bahn. Drei Stationen, umsteigen in eine andere Linie, eine weitere Station, dann weiter mit der Straßenbahn. So haben wir es dem Plan entnommen. Der erste Abschnitt klappt soweit ganz gut, den Bahnsteig der anderen U-Bahn-Linie finden wir auch noch problemlos. Dort aber blinkt uns eine Anzeige munter entgegen „Betriebsschluss“. ??? Bin ich hier in der Hauptstadt? Was nun? Papa verliert die Nerven, packt uns am Arm uns zerrt uns aus der U-Bahn-Station. Das Kind rennt ohne Sinn und Verstand hinterher, hat die Ohren wieder mit Musik zugestöpselt. Inzwischen fuchtelt Papa im Regen mit den Armen herum und dirigiert uns zum Taxistand. Glücklicherweise stehen da auch mehrere, andere U-Bahn-Fahrgäste scheinen dieselbe Idee gehabt zu haben. Der Taxifahrer kennt die Adresse nicht, die wir ihm nennen, aber er lässt sich willig durch die Stadt dirigieren. Ziemlich entnervt erreichen wir irgendwann unsere Wohnung und wollen jetzt nur noch ins Bett. Schon halb im Schlaf fragt das Kind nur noch „warum sind wir jetzt mit dem Taxi gefahren?“.
Dank eines zwar billigen, aber doch recht wirkungsvollen Tricks gelingt uns am nächsten Morgen der Aufbruch einigermaßen pünktlich: Wir erzählen einfach, die Wohnung müsse um 9.00 Uhr geräumt sein, dann komme die Putzkolonne. Und tatsächlich, um 9.30 Uhr sind wir schon unterwegs. Gepäck ins Auto, noch einen Blick nach vergessenen Kleinigkeiten schweifen lassen, dann fällt die Tür hinter uns ins Schloss. Zum Frühstück geht es jetzt noch einmal in die Stadt. Schließlich sind unsere Fahrkarten noch ein paar Stunden gültig und bezahlt ist schließlich bezahlt. Das Café von gestern Nachmittag kommt nicht in Frage, die Karte war ähnlich üppig wie im Café Central. Ein anderes Kaffeehaus scheint auf den ersten Blick etwas mehr anzubieten, also wagen wir den Versuch. Immerhin, es gibt Eier mit Speck fürs Kind, Joghurt für die Eltern, Obst für alle. Zwar von mäßiger Qualität, aber man ist ja inzwischen schon mit Kleinigkeiten zufrieden. Brötchen zählen hier nicht zum Standard-Frühstück, werden aber für 1,- € pro Stück ungefragt zusätzlich auf den Tisch gestellt. Dafür nehmen wir uns die Freiheit, für jeden ein Brötchen als Reiseproviant zu belegen und einzupacken. Beim Thema Proviant fällt mir dann siedend heiß ein, dass ich vergessen habe, in der Wohnung den Kühlschrank zu leeren. Wir haben also jetzt den herben Verlust von zwei Bechern Joghurt, einem Stück Käse, einem Rest Butter und zwei kleinen Plastikdosen zu beklagen. Aber für große Trauer ist keine Zeit, denn wir müssen uns erst mal wieder erholen vom Schock über die Frühstücksrechnung von sage und schreibe 50,- Euro. Ein letzter Rundgang durch die Innenstadt, Blicke in einige Kirchen (*kommentarlos hinterhertrott*), dann geht es mit der Straßenbahn zurück nach Wien-Kreuzberg, wo das Auto fertig gepackt auf uns wartet. Noch haben wir die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, unsere Butter doch zurück zu bekommen, wir klingeln noch einmal bei Wohnung Nr. 3, vielleicht ist ja gerade die Putzkolonne da. Aber Pech gehabt, niemand öffnet, die Sachen müssen wir wohl abschreiben. Nun also Richtung Autobahn. Ich krame die Routenplaner-Beschreibung für den heutigen Tag vor und lotse den Fahrer auf die nächste Hauptstraße. Von dort aus stimmt aber leider nichts mehr. Die Straße, die wir nehmen sollen, gibt es entweder nicht, oder sie wurde in der letzten Woche umbenannt. Also wieder der Trick von vor zwei Tagen: Wir fahren zurück in die Innenstadt und verlassen uns auf Stadtplan und Beschilderung. Wieder höre ich ein leise gemurmeltes „... Uschi ..:“. Irgendwann haben wir dann tatsächlich die Autobahn erreicht. Nächstes Ziel: Schwanberg in der Steiermark.

zuletzt geändert: Sep 29 2008

Zurück